FERTIG!

 2012



Das Sparkling Science Projekt WALD-WASSER-WEINviertel lief von September 2010 bis August 2012.

Ziel war es, Trockenphasen im Weinviertel in der Vergangenheit über den Zeitraum meteorologischer Messungen hinaus mit Hilfe verschiedener Proxydaten – Jahrringe und historische Aufzeichnungen über Wein und Wetter – zu rekonstruieren und mit Klimaszenarien einen Blick in die Zukunft zu werfen.

Über das Klima in der Vergangenheit wissen wir in dem Zeitraum recht gut Bescheid, in dem es professionelle Wetterbeobachtungen gibt (in Ostösterreich seit 1775). Für die Zeit davor muss man auf Proxydaten (= Ersatzdaten für die zu messenden Größen) zurückgreifen.

Bäume bilden in unseren Breiten normalerweise in jeder Vegetationsperiode einen Jahrring und dessen Breite ist im Weinviertel wesentlich von der Wasserverfügbarkeit abhängig: viel/wenig Wasser = breiter/schmaler Jahrring. Im Holz eines Baums ist daher die Klimageschichte seines Lebens konserviert und die ist so charakteristisch für eine Region, dass man sie mit anderen Bäumen vergleichen kann – auch mit toten Artgenossen, die irgendwo am Dachboden eines alten Bauernhauses oder Schlösschens erhalten sind. Wichtig ist dabei, dass sich die Lebenszeit von lebendem und totem Baum überlappen. Dann kann man eine Jahrringchronologie aufbauen (die Klima-Lebensgeschichte von vielen Bäumen zusammenhängen) und erhält so jahrgenau aufgelöste Informationen, die über die Zeitspanne von meteorologischen Messungen hinausgehen.

Eine weitere Informationsquelle über das Klima der Vergangenheit sind Aufzeichnungen über Wein und Wetter. In Klöstern wurde z. B. schon früh begonnen, täglich das Wetter „mitzuschreiben“. Auch auf größeren Gutshöfen und in Pfarren waren diese Aufzeichnungen durchaus üblich. Oft wurden sie später zu Chroniken zusammengefasst. Wenn auch nicht direkt das Wetter beobachtet worden ist, stecken in den Berichten über den Wein, der in der Region ja große wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung hat, oft Klimainformationen – z.B. Berichte über Wetterereignisse, die Rebenentwicklung, Lesezeitpunkt, Qualität- und Erntemenge beeinflussen. Der Zuckergehalt des Weins ist z. B. vor allem von der Temperatursumme der Vegetationsperiode abhängig.

Im Projekt ist es gelungen, zwei Chronologien für Gesamtjahrringbreite und Spätholzbreite aufzubauen, die im Fall der Kiefer mehr als 500, für die Eiche sogar über 1000 Jahre zurückreichen. Damit steht uns jetzt ein Werkzeug zur Rekonstruktion der Sommertrockenheit in jährlicher Auflösung zur Verfügung, die mit Informationen aus historischen Quellen ergänzt wird.


Zunächst musste dafür die Gegenwart bzw. die jüngere Vergangenheit untersucht werden – der Zeitraum, in dem sowohl Jahrringdaten also auch meteorologische Messungen vorliegen. Welche meteorologischen Bedingungen führen zu einem schmalen Jahrring? Wie lange muss es trocken sein, wann im Jahresverlauf muss es trocken sein und wie „extrem“ trocken muss es sein, damit die Bäume den Wassermangel auch wirklich im Holz „speichern“? Aus den ermittelten Zusammenhängen können dann die klimatischen Bedingungen in dem Zeitraum errechnet bzw. abgeschätzt werden, in dem nur noch Jahrringdaten vorhanden sind.

Eine erste Rekonstruktion mit einer vorläufigen Version der Chronologien hat gezeigt, dass es im Weinviertel sowohl trockenere als auch feuchtere Sommer gegeben hat als heute.

Der Blick in die Zukunft erfolgte mit Hilfe von drei Klimaszenarien für den Standort Wien, Hohe Warte. Bis 2100 wird die Jahresmitteltemperatur um mehr als 3 °C ansteigen. Für den Jahresniederschlag sind die Ergebnisse der drei von uns verwendeten Modelle sehr unterschiedlich. Es lässt sich kein eindeutiger Trend feststellen. Die Sommerniederschläge werden nur leicht zurückgehen, auf Grund höherer Verdunstung (bedingt durch die höheren Temperaturen) wird die Trockenheit zunehmen.

Die SchülerInnen des BORG und der LFS Mistelbach waren in alle wesentlichen Bereiche der Forschung eingebunden. Von der Auseinandersetzung mit dem Klimawandel als Projekthintergrund, über, Datenerhebung bis hin zur Auswertung und Präsentation haben sie sich in alle wesentliche Elemente wissenschaftlicher Forschung einbringen können.

Die Mitwirkung am Projekt hat den Bezug zur Natur vor der Haustür als Forschungsgegenstand und das Verständnis für ökologische Zusammenhänge im eigenen Umfeld der SchülerInnen laut Aussagen der beteiligten LehrerInnen gestärkt. Auch der Öffentlichkeit konnten wir durch mehrere Zeitungsberichte – v. a. in Regionalmedien – und eine öffentlich zugängliche Projektabschlussveranstaltung die Botschaft übermitteln, dass das Weinviertel ein Trockengebiet ist und dass Wasser in ihrer unmittelbaren Lebensumgebung keine ständig verfügbare Selbstverständlichkeit ist, sondern mitunter auch ein knappes Gut werden kann.

Die Projektidee einer interdisziplinären Untersuchung der Trockenheit im Weinviertel hat sich jedenfalls bewährt und ist es sicher wert, weiter verfolgt zu werden.


Bericht über die wissenschaftlichen Ergebnisse des Projekts




WALD-WASSER-WEINviertel ist ein Projekt durchgeführt im Rahmen des Förderprogramms Sparkling Science, gefördert vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung.

     





Aktuell

April 2012: Projektabschluss





Kontakt

Michael Grabner
Email: michael.grabner@boku.ac.at
Phone: (0043)(0)1-47654-4268

Sandra Karanitsch-Ackerl
Email: sandra.karanitsch@boku.ac.at
Phone: (0043)(0)1-47654-4281

Universität für Bodenkultur, Tulln Institut für Holztechnologie und Nachwachsende Rohstoffe

Konrad Lorenz Straße 24
3430 Tulln